Kunst ist Kommunikation
In Köln ist ein neuer Ausstellungsort entstanden an dem junge wie arrivierte Künstler:innen auf eine faire Art und Weise ausstellen und mit einem traditionell kunstinteressierten Publikum ins Gespräch kommen können. Gründerin ist die Malerin Jana Dettmer, die bereits seit Jahren mit Unterstützung der Winter Stiftung und der Artforum Culture Foundation eigene Kunst erfolgreich zeigt und als Teil dieses Netzwerks auch Werke von Kolleg:innen und bekannten Künstler:innen präsentiert. Bisher fand dies jeweils temporär in ihrem Kunstsalon artprojects im eher elitären Flora-Viertel statt. Die neue Kunstgalerie ist in der Kölner Südstadt gelegen, einem Viertel, dass wie kein anderes von zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden bevölkert ist und für kulturelle Offenheit steht.
In den überschaubaren weissen Räumen der Galerie ist Jana Dettmer in bewährter Manier im Mai 2023 mit einer Doppelausstellung gestartet. Zusammen mit einer Kollegin zeigte sie dort selbst Gemälde aus dem Bestand, der noch vor kurzem in New York zu sehen war. Das rege Interesse von Sammler:innen auch aus New York und der Ostküste haben sie in ihrem Bemühen, Kunst eine notwendige Plattform zu bieten, noch weiter bestärkt.
Die Eröffnungsausstellung gab gleichzeitig Gelegenheit ihre vor kurzem im Verlag ArtForum Editions erschienene zweisprachige Monografie vorzustellen, in der wesentliche Züge ihrer Kunst dargelegt sind und wo mit der Auswahl eines Werkverzeichnisses ein Überblick ihres Schaffens seit 2016 gegeben wird.
Jana Dettmer über Beweggründe und Aufgaben ihrer Kunst und ihrer Kunstvermittlung
Interview von Peter Merten im Auftrag der Winter Stiftung und der Artforum Culture Foundation
Können Sie etwas über Ihren Hintergrund erzählen und was hat Sie dazu inspiriert, Ihren Kunstsalon an der Flora aufzugeben und ihre Galerie #art4you in der Kölner Südstadt zu eröffnen?
Ich bin leidenschaftlich der Kunst verbunden als Malerin und als Vermittlerin von Künstlern. Aus meinem angestammten Beruf als Insolvenzanwältin habe ich schon immer das Bedürfnis gehabt die Selbstheilungskräfte der Gesellschaft zu unterstützen und Beiträge zur Kultur zu liefern. Mit meinem Kunstsalon - KunstStücke und später mit art projects - war ich über Jahre sehr aktiv, habe ein abwechslungsreiches Kunst- und Kulturprogramm gepflegt. Es gab aber sowohl zum Ausstellen wie auch für die Besucher:innen relativ wenig Raum. Auch die Verkehrsanbindung war sicherlich nicht so optimal wie jetzt in der Südstadt. Ich möchte ja Menschen erreichen. Aus diesem Anspruch heraus ergab sich dann auch der Name der Galerie mit dem Hashtag #art4you.
Welche Ziele verfolgen Sie mit #art4you?
Ich glaube, dass die Galerie als notwendige Plattform dienen kann zur Förderung des Wachstums und zur Erweiterung der Reichweite zeitgenössischer und aufstrebender Künstler. Gerne möchte ich auch nach Möglichkeit zwischendurch Zeichen setzen mit Werken bereits arrivierter Künstler und mit Werken der Kunstgeschichte. Ich halte es für notwendig, verschiedene Möglichkeiten zu eröffnen und damit zum Vergleich anregen. Ich möchte damit zeigen, dass Kunst letztlich eine sehr persönliche Sache ist, die jeden Menschen unterschiedlich ansprechen und berühren kann. Ja, ich will deshalb viele Menschen erreichen, denn Kunst geht jeden etwas an und bietet jedem individuell Chancen der eigener Wahrnehmung.
Ist das in Zeiten von KI und der Macht des E-Commerce nicht ein Wagnis?
Natürlich ist es das, aber es wäre auch für mich ein Versäumnis es nicht zu tun. Ich habe aus der fruchtbaren Zusammenarbeit mit vielen Künstler.innen, wie z.B. Monika von Eschenbach, Corinna Zieleke, Manuela Pasch oder den Künstlern Michael Jansen und Heinz Zolper, aber auch der Präsentation und Kooperation mit meinen eigenen Werken lernen können, wie wichtig es für Künstler:innen ist mit einem möglichst breiten, diversen Publikum in Verbindung zu kommen. Der direkte Kontakt ist durch nichts zu ersetzen. Ich bin ja keine klassische Galeristin; ich verstehe mich und die Kunstplattform vielmehr als Partnerin für Kunstgalerien, Kunstvereine, institutionelle Sammlungen.
Sie sind nicht nurKunstvermittlerin, sondern auch selbst Künstlerin – beeinflusst dies die Art und Weise, wie Sie 'art4you als Kunstplattform betreiben?
Ja, das hilft mir, einige Ereignisse aus der Perspektive des Künstlers zu verstehen. Ich verbinde meine Liebe zur Kunst mit meinen Fähigkeiten im Kunst- und Künstlermanagement.
Was ist Ihrer Meinung nach die Kernaufgabe oder das Kernziel der Kunstplattform #art4you?
Die Mission meiner Vermittlertätigkeit war schon immer dieselbe: Künstler:innen kennenzulernen, Künstlerfreundschaften aufzubauen, Kunstwerke auszuwählen und auszustellen. In einer Welt, in der Talente oft unerkannt bleiben oder auch arrivierte ältere Künstler vielleicht nicht mehr das Interesse haben auszustellen, bemühe ich mich eine menschenzugewandtes Programm unterschiedlicher Positionen herzustellen. Durch Kunst kann man andere kennenlernen, vor allem aber sich selbst.
Welche ethischen Ziele verfolgen Sie?
#art4you setzt sich für Fairness und Gleichberechtigung ein; das ist mir ein großes Anliegen. Durch die Bewertung künstlerischer Exzellenz, Originalität und kultureller Bedeutung möchte ich auch sicherstellen, dass die präsentierten Künstler:innen die Anerkennung, die sie verdienen, auch erhalten.
Kunst schaffen gibt es nicht zum Nulltarif, Kunst kostet und Künstler:innen wie Vermittler müssen davon Leben. Wie möchten Sie den Spagat zwischen Anspruch und Finanzierbarkeit schaffen?
Zunächst - entgegen landläufigen Vorstellungen - Kunst ist keine Ware, sondern ein ganz besonderes Gut. Kunst und Künstler:innen verfügen über einzigartige Qualitäten und Eigenschaften, die sie innerhalb der breiteren Gesellschaft auszeichnen. Dazu gehören individuelle Erfahrungen und die Möglichkeit in der Vermittlung daran teilhaben zu können. Eine Gesellschaft ohne Kunst und Kultur wäre nicht entwicklungsfähig. Kunst kann zum Spiegel der eigenen Seele werden. Kunst ermöglicht uns in zeitlichen Zusammenhängen zu denken und dies durch sie zu dokumentieren. Kunst ist deshalb für jeden Menschen ein Angebot zur Diskussion wie es auch eine Möglichkeit der Selbstfindung und Entspannung ist. Das Sammeln von Kunst für Privatpersonen, vor allem aber auch für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen bietet große Chancen und viel Freude.
Mit #art4you treibt mich nicht Gewinnmaximierung an, sondern eine ehrliche wirtschaftliche Basis für etwas zu ermöglichen, was aus meiner Sicht für eine kulturelle Entwicklung unerlässlich ist. Künstler:innen, Publikum, unsere Gesellschaft - sie sind gleichermaßen involviert. Um Kunst und Kultur zu ermöglichen sind insbesondere private Sammler und Unternehmenssammlungen gefragt. Aber auch die öffentliche Hand sollte sich engagieren, damit Förderung von Kunst und Kultur kein Lippenbekenntnis bleibt. Der Erwerb von Kunst bietet mannigfaltigen Mehrwert: Freude und persönliche Auseinandersetzung. Kunstwerke spiegeln kulturelle und gesellschaftliche Prozesse wider, Kunst vermittelt Emotionen und Denkmuster. Kunst ist zur Profilierung des Unternehmens geeignet, um Statements zu setzen, um Mitarbeiter und Kunden zu motivieren. Kunst schafft Verbindungen und ermöglicht Kommunikation. Kunst ist aber aus eine wertstabile Vermögensanlage. Kunst selbst entdecken ist nicht nur ein grandioses Vergnügen, es ermöglicht auch ungeahnte Spekulationen und Wertsteigerungen. Nicht zuletzt kann der Erwerb von Kunst für Büros, Unternehmen und z.B. Kunst am Bau-Projekte steuerlich geltend gemacht werden. Bei all diesen Aufgaben und auch individuellen Anfragen stehe ich gerne mit meinem Team beratend zur Verfügung und bringe als Künstlerin auch unmittelbar meine persönliche Sichtweise und Expertise mit ein.
Wir wünschen #art4you Bonne chance, die verdiente öffentliche Aufmerksamkeit und ein stets neugieriges und interessiertes Publikum.
Den Original-Artikel der Winterstiftung Kunst Kultur Soziales Hamburg zur Eröffnung der neuen Kunsträume von #art4you finden Sie hier:
www.winterstiftung.org/blog/art4you-neue-kunstraeume-in-koeln/
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